Zeitzeugensuche 1

An dieser Stelle beginne ich mit der Suche nach Zeitzeugen für die Jahre bis 1960.

Unklar ist noch der Zeitraum ab 1939, als das bischöfliche Knabenseminar in Mariaschein geschlossen wurde. Josef Köhler schrieb in verschiedenen Lebensläufen der späteren Zeit, dass er die Gymnasien in Dux und Brüx besuchte. Leider sind keine Schulunterlagen mehr vorhanden, aber es gibt ein Bild welches diesem Zeitraum zugeordnet werden kann.
Weiterhin wurde von einer Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ) geschrieben und von der Arbeit in der „Banntheatergruppe“. Auch hierzu gibt es keine Unterlagen, aber ein Foto zeigt Josef Köhler als Mitglied eines Orchesters. Ausserdem taucht im Zusammenhang mit, der von ihm behaupteten, unehrenhaften Entlassung aus der HJ der Name Josef Slabyhoudek aus Oberleutensdorf auf.

Im Jahre 1941 ging Josef Köhler nach Leipzig um sich an der Berlitz-School zum Dolmetscher ausbilden zu lassen. Auch hier sind keine Unterlagen mehr vorhanden. Als einziger Anhaltspunkt kann hier seine Meldeadresse aus dieser Zeit betrachtet werden. Er wohnte laut Meldekartei in der Pflugkstrasse 11, bei der Witwe Langhammer. Mit deren Tochter Ruth hatte er später auch noch Briefkontakt.

In dieser Zeit hat er nach seinen Angaben im „Privatinstitut Breitfeld“ als Nachhilfelehrer für Latein und Altgriechisch gearbeitet und Vorlesungen am Institut für Journalistik der Universität Leipzig besucht. Auch dazu sind keine Unterlagen vorhanden.
Für neue Informationen zu diesem Zeitraum wäre ich sehr dankbar.

Jesuitische Bildung

Bereits in den Beiträgen zu Kindheit und Jugend und zum bischöflichen Knabenseminar zu Mariaschein schrieb ich über den Bildungsweg meines Vaters, an dem die  jesuitische Bildung einen großen Anteil hatte.
Leider ist es mir trotz aller Anstrengungen bisher nicht gelungen Quellen zur jesuitischen Pädagogik der damaligen Zeit zu erschließen. Die wenigen Aussagen, die mir zugänglich waren, habe  ich hier zusammengefasst.
Ich hoffe, dass ich auf diesem Wege weitere Auskünfte zu Quellen oder auch zu persönlichen Erinnerungen erhalten werde.
Der Jesuitenorden spielte lange eine große Rolle im Bildungssystem Europa. Die Anregung zur Einrichtung von jesuitischen Bildungsstätten ging auf Ignatius von Loyola selbst zurück, der 1551 vorschlug, dort außer Theologie, auch Logik und die antiken Klassiker zu lehren; später kamen noch Mathematik, Astronomie, Physik und Philosophie hinzu. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in ganz Europa zahlreiche Schulen, an denen z. B. die Söhne von Adligen, aber auch Angehörige niedrigerer sozialer Klassen unterrichtet wurden.**
Die Pädagogik der Jesuiten geht auf die erste Studienordnung der Jesuiten, die vor 400 Jahren veröffentlicht wurde zurück. Darin wird beschrieben, wie der Unterricht gestaltet werden soll. Auch der Bezug der Schüler untereinander und zu den Lehrern ist ein wichtiger Punkt in dieser Ordnung. Bereits 1548 ist unter dem Ordensgründer Ignatius von Loyola das erste öffentliche Kolleg, wie Jesuitenschulen bis heute heißen, errichtet worden. Dabei hat er, damals auf der Höhe der Zeit, das humanistische Bildungsideal vor Augen gehabt. Die Schüler lernten das klassische Latein – damit konnten sie kirchliche und antike Texte lesen. Latein war damals Kommunikationssprache, etwa wie heute das Englische. Die Schüler sollten sich mit Jugendlichen anderer Kollegien verständigen können, die der Orden weltweit gründete. Weiter stand seinerzeit auf dem Stundenplan die faire Diskussion und das Theaterspiel. Diese Fächer sorgten dafür, dass der Unterricht zum Erlebnis wurde. In Predigt und Katechese konnten die Schüler rhetorisches Geschick erlernen.*
Zum bischöflichen Knabenseminar fand ich die folgenden Texte:
Die Konventsgebäude entstanden nach 1668. Neben dem Konvent errichteten die Jesuiten 1679 eine Lateinschule. Im Zuge der Josephinischen Reformen wurde der Konvent 1773 aufgelöst und 1779 eine Schule und eine Präparandie für Lehramtsanwärter eingerichtet. 1853 wurde das bischöftliche Gymnasium eröffnet, das 1950 durch den Tschechoslowakischen Staat geschlossen wurde. Im selben Jahr wurden die Konventsgebäude zum Internierungslager für tschechische Jesuiten und Angehörige anderer Orden bestimmt. Einige Jahre später wurden die Gebäude als Kaserne für die tschechoslowakische, nach 1968 für die sowjetische Armee genutzt, die Mariaschein erst 1991 verließ. Schon 1993 konnte das Bistum Leitmeritz ein Gymnasium in dem ehemaligen Konventsgebäude, das baulich in einem schlechten Zustand ist, eröffnen.***
Durch das Münchner Abkommen von 1938 wurden die nationalen Gegensätze verschärft. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten die Priesterseminare in Leitmeritz und Mariaschein, und auch der Bischof musste seine Residenz räumen. Es wurde ihm verboten, die in seinem Sprengel liegenden Pfarreien des Protektorats zu visitieren.**

Quellen
* Gesellschaft Jesu
** Wikipedia
*** Heimatverein Aussig

Bischöfliches Knabenseminar zu Mariaschein

Es mir gelungen, das Zöglingsverzeichnis des bischöflichen Knabenseminars zu Mariaschein für das Schuljahr 1937/38 zu erhalten. An dieser Stelle möchte ich die Namen der Klassenkameraden meines Vaters veröffentlichen, in der Hoffnung, dass ich noch weitere Informationen bekomme.
Mein Vater besuchte in diesem Zeitraum die Klasse IV b, das entspricht der heutigen neunten Klasse. Nachfolgend die Namen und Herkunftsorte der Mitschüler in der Klassenstufe:
Klasse IV a
Karl Fischer aus Neu Modlan, Herbert Garle aus Proboscht, Walter Habenicht aus Weißkirchen a.N., Josef Hannak aus Hertine, Walter Haupt aus Grundmühlen, Walter Hentschel aus Welhota, Walter Herrmann aus Reischdorf, Johann Hille aus Groß-Schönau, Ernst Hörl aus Lobositz, Kurt Klein aus Teplitz-Schönau, Rudolf Köhler aus Gablonz b. Niemes, Franz Labera aus Krima, Josef Lim aus Slabce b. Rakonitz, Hans Nadler aus Aussig, Walter Quitterer aus Hirschau, Alfred Saeckl aus Tepl, Robert Scheubert aus Jechnitz, Karl Schneider aus Fleyh, Rudolf Scholz  aus Wiese, Franz Schreiber aus Bodenbach, Johann Schreiber aus Prohrub, Alfred Schwarz aus Triebendorf, Wilhelm Simonchich aus Bratislava, Rudolf Stahl aus Brüx, Hubert Storch aus Wernstadt, Franz Strobel aus Pömmerle, Hubert Tatschner aus Sukorad, Wilhelm Ullmann aus Hühnerwasser, Otto Walsch aus Pilnikau, Franz Walter aus Kunnersdorf, Erhard Werner aus Rosendorf, Heinz Würfel aus Grottau

Klasse  IV b
Vinzenz Berger aus Wildschütz, Johann Fischer aus Sarau, Otto Foissner aus Hohenfurth, Erhard Frolik aus Bodenbach, Franz Größler aus Aussig, Johann Haufe aus Lobendau, Friedrich Herschel aus Wanow, Kurt Hille aus Böhm. Kamnitz, Cyrill Jelinek aus Benisch (Schlesien), Rudolf Kaderavek aus Malnitz, Anton Kasper aus Hohenpetsch, Rudolf Klimesch aus Blumenau, Franz Köhler aus Stift Tepl, Josef Köhler aus Fleyh, Rudolf Kramer aus Ueberdörfl, Gerhard Kreban aus Wernstadt, Richard Martin aus Meisterdorf, Alfred Merz aus Tetschen, Alfred Muschak aus Tiefenbach a.D., Erhard Partes aus Lischwitz, Josef Pirner aus Pastuchowitz, Reinhard Prosch aus Scheles, Josef Reich aus Deutsch-Beneschau, Herbert Richter aus Bad Schlag, Heinrich Schanta aus Wernstadt, Franz Schmidt aus Kunzendorf, Alfred Schopf  aus Maria Stock, Karl Schwarz aus Schreckenstein, Karl Spina aus Libán, Anton Turnwald aus Wittowa, Otto Virsik aus Bratislava, Markus Walter aus Teplitz-Schönau, Karl Zeidler aus Saaz, Johann Zörner aus Wernstadt